BERNSTADT ENTDECKEN & ERLEBEN

Geschichtlicher Verlauf

Geschichte Bernstadts vom 13. bis zum 20. Jahrhundert im Überblick

Das 13. Jahrhundert
Ortsgründung – Bau der Kirche – Anlage der Stadt – Bernhardisdorf wird Klosterbesitz

1234 Am 22. September wird Bernhardisdorf (Bernstadt und Altbernsdorf)
erstmals in einer Urkunde des Bischofs von Meißen genannt. Der Ort wurde von eingewanderter, vorrangig fränkischen Bauern gegründet und bestand wahrscheinlich schon um 1200. An der höchsten Stelle des Dorfes (heutiger Kirchplatz) stand um diese Zeit schon eine einfache Hallenkirche.

1250 Die Hallenkirche mit ihrer einfachen Holzdecke wird zur heutigen Kreuzform erweitert. Gleichzeitig wird die Stadt nach frühdeutschem Plan im oberen Teil des Dorfes angelegt.

1280 Der obere Teil Bernhardisdorfs wird erstmalig als Stadt (civitas Bernhardisdorf) bezeichnet.

1285 Die Stadt geht in den Besitz des Klosters St. Marienstern (gegründet 1248) über. Das Kloster ist Grundherr über die meisten Dörfer des heutigen Eigenschen Kreises

Das 14. Jahrhundert
Bernstadt wird Tuchmacherstadt

1306 Kunnersdorf wird erstmals urkundlich erwähnt

1352 Nach der Einwanderung flämischer Tuchmacher verleiht die Äbtissin Adelheyd von Colditz den Bernstädter Tuchmachern das Innungsrecht

1399 Die Chronik erwähnt erstmals einen kriegerischen Einfall in unser Gebiet: Das Heer des Markgrafen von Mähren lagert in der Umgebung von Bernstadt

Das 15. Jahrhundert
Bernstadt in den Hussitenfeldzügen – Erweiterung der Kirche

1430 Am Weihnachtstag, dem 25. Dezember wird Bernstadt von Hussiten ausgeplündert und eingeäschert. Die hinter der Kirchmauer verschanzten Einwohner werden verschont und bekommen den vielgenannten Geleitbrief

1431 Der Landvogt von Colditz verfügt, daß die Bernstädter Kirche abgerissen wird, um den Hussitenheeren bei ihren weiteren Feldzügen keinen festen Punkt zu überlassen

1462 Die Kirche ist vollständig wieder aufgebaut und erhält das unter Denkmalschutz stehende gotische Netzgewölbe statt der bisherigen geraden Holzdecke

Das 16. Jahrhundert
Der Bernstädter Religionsstreit – Die Bernstädter Privilegien

1547 Ein großer Teil der Bernstädter Einwohnerschaft hat sich dem evangelischen Glauben zugewandt, nachdem Luther 1517 mit seinen Thesen die Reformation eingeleitet hatte.

1554 Die Äbtissin Anna von Baudissin gibt der Stadt die Privilegien zurück, die bis 1545 schon bestanden haben, über die aber der Klostervogt Nikol von Metzrad eigenmächtig zu seinem Vorteil verfügt hatte. Die Privilegien umfassen die untere Gerichtsbarkeit, das Bürgerrecht, den Bierzwang, das Marktrecht und das Schankrecht.

1573 Erstmals legt der katholische Priester der Stadt aufgrund der Überzahl lutherisch-gesinnter Bürger sein Amt nieder. Danach wechseln katholische und evangelische Pfarrer ständig. Der Religionsstreit zieht sich bis 1619und darüber hinaus hin. 1619 setzt die Äbtissin offiziell den evangelischen Pfarrer auf Dauer ein.

Das 17. Jahrhundert
Bernstadt im Dreißigjährigen Krieg – Neubeginn der Tuchmacherei –
Der erste große Stadtbrand

1619 Der evangelische Pfarrer Abraham Richter, den das Kloster bestätigen mußte, festigt die protestantische Konfession der Stadt und macht die Kirche zu einem bleibenden evangelischen Gotteshaus

1631 Kaiserliche Truppen brandschatzen die Stadt und erschlagen auf dem Marktplatz 19 Bürger. Der Eigensche Kreis ist immer wieder Schauplatz des Krieges. Die Kirche wird zweimal geplündert (1634, 1637)

1649 Die Tuchmacherei, die sich bis Anfang des 17. Jahrhunderts zur Blüte entwickelt hatte, kommt durch den 30-jährigen Krieg völlig zum Erliegen. Durch die Einwanderung der Tuchmachermeister Abraham Riccius und Johann Jakobitz erholt sich das Bernstädter Hauptgewerbe und kommt zu neuer Blütezeit, die bis ins 19. Jahrhundert reicht

1686 Am 20. November vernichtet der erste große Stadtbrand 158 Wohnungen, die öffentlichen Gebäude Rathaus, Kirche und Schule sowie 19 Scheunen.

Das 18. Jahrhundert
Entwicklung von Handel und Gewerbe – Friedrich der II. in Bernstadt – Die „Bierkriege“

1701 Der Kirchturm wird errichtet, nachdem die Kirche bisher einen kleinen Dachreiter auf der Westseite trug. Bedingt durch statische Gründe (Steilabfall zur Pließnitz) muß der Turm an die Ostseite versetzt werden, was sonst bei Kirchen unüblich ist. Der Turmbau dauert bis 1706.

1716 Der „Bierkrieg“ gegen den Schönauer Pfarrer Frenzel, der zur Hochzeit seiner Töchter die Bernstädter „Biermeile“ umging und auswärtiges Bier kaufte, ist Zeichen dafür, daß sich die Bernstädter Braucommune zunehmend gegen die Nichtachtung des Bierzwangs durch die Dörfer wehren muß. Ein weiterer Bierkrieg richtet sich 1728 gegen den Berzdorfer Lehrer Ullrich und bereits im Jahre 1630 gegen den Dittersbacher Pfarrer Albinus

1743/44 Die Braucommune (Die Bernstädter Braumeister hatten keine Innung) klagt beim Amthauptmann zu Bautzen gegen die Schankwirte von Dittersbach, Kiesdorf und Schönau wegen Ausschank von Görlitzer und Zittauer Bier. Es kommt zum Prozeß, bei dem sogar der sächsische Kurfürst Friedrich August II. beteiligt war. Das Urteil gestattet den Dörfern, neben Bernstädter Bier auch Görlitzer und Zittauer einzuführen, dabei muß das Bernstädter Bier aber den überwiegenden Teil ausmachen.

1750 Durch die Entwicklung der Gewerbetätigkeit wird Bernstadt zu einer wohlhabenden Stadt. Handelsbeziehungen der Tuchmacher reichen über die Landesgrenzen hinaus. Außer der Tuchmacherinnung und der Braucommune gibt es in der Stadt 15 weitere Handwerkerinnungen.

1757 Während des 7-jährigen Krieges (1756-63) bezieht der Preußenkönig Friedrich II: sein Kriegsquartier im August 1757 in Bernstadt und wohnt im Haus der heutigen Bautzener Straße 15. Der gesamte Eigensche Kreis leidet unter Truppendurchzügen und Einquartierungen

1786 Am 21. Mai brennt die gesamte Neustadt ab. Es ist der erste größere Brand nach dem Stadtbrand 1686. 29 Häuser und ein Bauerngut werden Opfer der Flammen.

Das 19. Jahrhundert
Bernstadt im Befreiungsfeldzug gegen Napoleon – Der zweite große Stadtbrand – Von der Tuchmacherei zur Textilindustrie – Vereine, Vereine… – Das Jahrhunderthochwasser – Ende der Klosterherrschaft

1813 Während der Befreiungskriege gegen Napoleon ziehen große russische
Truppenverbände (Quellen sprechen vom Gros der russischen Armee) durch Bernstadt. Kosakenregimenter lagern auf den Höhen zwischen Kemnitz und Kunnersdorf. Die russische Armee ist auf dem Marsch zur Völkerschlacht bei Leipzig. Ein Teil der Durchziehenden geht in die Schlacht bei Ebersdorf (Denkmal am Löbauer Stadion)

1828 Der zweite große Stadtbrand am 16. Juni, durch Brandstiftung gelegt, vernichtet 140 Häuser und alle öffentlichen Gebäude. Das historische Stadtbild mit dem Fachwerkrathaus und den Laubengängen vor den Giebelhäusern rings um den Markt werden vernichtet und nicht wieder aufgebaut.

1848 Im Zuge der bürgerlichen Revolution wird in Bernstadt eine Kommunalgarde (Bürgerwehr) gebildet, bestehend aus drei Kompanien, 2 mit Gewehren und eine mit Lanzen. Die sächsischen Kommunalgarden werden 1851 wieder aufgelöst.

1852 Am 31. Dezember endet die Gerichtsbarkeit des Klosters über die Stadt und den Eigenschen Kreis. Sie geht an das Königreich Sachsen über. Der Amtsgerichtsbezirk Bernstadt wird gebildet, das 1829 gebaute Rathaus am Markt wird Amtsgericht. Damit endet die fast 500-jährige Herrschaft des Klosters St. Marienstern über den Eigen

1857 Der Zittauer Unternehmer Heinrich Michaelsen kauft vom Kloster den Amtshof und richtet eine Spinnerei und Weberei (Kattunfabrik) ein. Damit begründet er den späteren Hauptzweig der Industrie in Bernstadt. Nach Besitzerwechsel und Konkurs entsteht daraus 1889 die Baumwollspinnerei Wilhelm Schüller & Co.

1866 Während des Krieges zwischen Preußen und Österreich hat der gesamte Eigen die Besetzung durch preußische Truppen zu ertragen.

1874 Die Brunnensäule in der Marktmitte – die „Erdachse“ – wird errichtet. Sie wird zum bleibenden historischen Wahrzeichen der Stadt. Der Erdachsenbrunnen wird erst 1939 anstelle der Säule errichtet.

1880 Am 14. Juni verwüstet ein verheerendes Hochwasser die Ortschaften an der Pließnitz. In Altbernsdorf, Bernstadt und Kunnersdorf fordert die „Jahrhundertflut“ 24 Menschenleben. In Folge dieser Naturkatastrophe kommt es am 11. August 1880 zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

1893 Am 1. Dezember wird die Schmalspurbahn nach Herrnhut eröffnet.

1899 Die Stadt erhält vom Elektrizitätswerk in der Mittelmühle den ersten Licht- und Kraftstrom.
Das 19. Jahrhundett ist das Jahrhundert der Vereinsgründungen. Es entstanden 19 Vereine, 12 allein in den letzten 2 Jahrzehnten. Die Vereine berühren alle Lebensbereiche: christliche, sportliche, kulturelle, vaterländische und gewerbliche Vereine.

Das 20. Jahrhundert
Die Weltkriege – Das Jahrhundert der Textilindustrie – Antifaschisten gegen Hitler und Krieg – Umsturz und Wende

1901 In der Kunnersdorfer Obermühle wird die Abfallspinnerei und -weberei
Gebrüder Ansorge gegründet.

1907 An der Pließnitz wird die mechanische Spinnerei Erbe & Riedel gegründet.
Wenig später wird sie zur Grobgarnspinnerei und -weberei Riedel & Ginzel GmbH. Nach dem Ausscheiden des Teilhabers Riedel läuft die Produktion unter dem Namen F. H. Ginzel KG. Die drei Fabriken Schüller, Ansorge und Ginzel sowie der kleine Privatbetrieb Fritsche an der Kemnitzbach machen Bernstadt zu einem Zentrum der Oberlausitzer Textilindustrie.

1912 Riedel & Ginzel erweitern den Betrieb durch den Neubau an Riedels Berg (heutige Seniorenresidenz).

1914-1918 Der erste Weltkrieg fordert im Kirchspiel Bernstadt 85 Gefallene. Die Bernstädter Bevölkerung leidet wie überall unter dem Krieg. Die Häufung von Holz-, Feld- und Tierdiebstählen, besonders im Jahr 1917, sind Ausdruck bestehender Hungersnot. Hinzu kommt der lange und harte Winter 1916/17 mit strengem Frost und großen Schneemassen bis in den März hinein sowie ein Frühjahrshochwasser im April 1917.

1919 Konsumleiter Gustav Atte gründet die Ortsgruppe der SPD. Die Sozialdemokraten waren bisher der Ortsgruppe Löbau angeschlossen.

1920 In Bernstadt wird die Ortsgruppe der KPD gegründet. Initiator ist der Kunnersdorfer Hugo Klemm. Die Gruppe hat sich aus der nach 1917 gegründeten Ortsgruppe der USPD formiert.

1925 In Bernstadt findet die bedeutende Ausstellung, die Landwirtschafts-, Gewerbe- und Tierschau – GELAT – statt

1927 Weberstreik in der Firma Riedel & Ginzel im November 1927, aufgrund von Lohndifferenzen und der Ablehnung der Betriebsleitung, Verhandlungen mit dem Ortskartell des ADGB (Gewerkschaft) zu führen. Der Streik dauert 2 Wochen, in denen der Betrieb stillsteht. Die Entscheidung wird an den Landesschlichter Opitz in Dresden abgegeben.

1930 Brenn- und Startversuche mit einer Minimumrakete werden im Rahmen der Forschungsreihe Flüssigkeitstreibstoff von Klaus Riedel durchgeführt und werden wichtiger Meilenstein der Entwicklung von Raketen für den Weltraum.

1933 Hitler wird Reichskanzler, die 12-jährige Herrschaft der Nationalsozialisten beginnt. Es folgen sogleich Verhaftungen von Antifaschisten der Region, die vor Hitler gewarnt hatten und Aktionen gegen die Nazis unternommen hatten. Bestehende Parteien werden verboten. Das Einparteiensystem der NSDAP beherrscht auch in Bernstadt das Leben.

1938 Maßnahmen zur Stadtverschönerung (Marktgestaltung, Brunnenbau, Marktlinde, Promenade) werden überschattet durch den drohenden Krieg und bei dessen Beginn abgebrochen.

1939-1945 Der Zweite Weltkrieg setzt seine Zeichen: Zwischen 1941 und 1944 werden Schulklassen aus bombengefährdeten Städten aufgenommen, 1940/41 wird eine Sanitätskompanie einquartiert, es gibt Einschränkungen im Post- und Verkehrswesen, die Versorgung wird rationiert, eine Ausgangssperre wird verhängt, Geschäfte werden geschlossen. Es finden auch Kämpfe in der Umgebung statt, mehrere Wohnhäuser werden in Brand geschossen oder durch Brandlegung zerstört. 103 Gefallene werden beklagt. Am 8. Mai 1945 werden Bernstadt, Altbernsdorf und Kunnersdorf von der Roten Armee besetzt.

1945 Unter Kontrolle der sowjetischen Stadtkommandatur wird die antifaschistisch-demokratische Ordnung errichtet. Als erste Parteien gründen KPD und SPD ihre neuen Ortsgruppen, bald folgen CDU und LPD, 1948 dann die NDP.

1946 Nach der Vereinigung von SPD und KPD zur SED am 22. April in Berlin findet in Bernstadt am 29. April die erste Mitgliederversammlung der beiden Parteien, nun schon als SED, statt.

1955 Nach dem Beschluß der Berliner Parteikonferenz 1952 zum Aufbau des Sozialismus bilden sich im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft die LPGs Morgenröte, Pließnitztal und Friedenshöhe.

1957 mit Beschluß vom 14. Dezember 1956 wird Kunnersdorf zur Stadt Bernstadt eingemeindet

1971 Bernstadt wird bei der 24. Internationalen Friedensfahrt als bestgeschmückter Durchfahrtsort ausgezeichnet.

1972 Am 16. April erfolgt per Gesetz die Verstaatlichung der drei Textilbetriebe. Die Baumwollspinnerei Schüller kommt zu Lautex, nachdem sie schon seit 1959 mit staatlicher Beteiligung lief. Die Firmen Gebrüder Ansorge und F. H. Ginzel werden Teilbetriebe von VEGRO Kirschau.

1975 Die Betriebe Ansorge und Ginzel werden zusammengefaßt, 1986 wird das Ansorgsche Werk stillgelegt, 1990 Schüller und Ginzel.

1976 Das neue Schulgebäude, die heutige Mittelschule wird am 1. September eröffnet.

1987 Am 2. Januar geht die neue Baumwollspinnerei Lautex an der Russenstraße, deren Grundstein 1984 gelegt wurde, in Vollbetrieb, nachdem bereits 1986 die Teilinbetriebnahme erfolgte. Der alte Lautexbetrieb (Schüller) wird stillgelegt.

1989 Die politische Wende in der DDR äußert sich in Bernstadt in mehreren Dialogveranstaltungen in der Kirche und auf dem Marktplatz.

1990 Ein Bürgerkomitee wird gegründet, das die ersten Aufgaben koordiniert.
Nach den ersten freien Kommunalwahlen am 6. Mai bildet sich das neue Ratskollektiv. Die Fraktion der Bürgerinitiative ist mit 11 Mitgliedern die stärkste Kraft.

1991 Am 18. Mai wird die freundschaftliche Beziehung zur Partnergemeinde Bernstadt (bei Ulm) beurkundet. Seit Dezember 1989 haben mehrere offizielle und private Besuche die Beziehung aufgebaut.

1993/94 Im Rahmen der Gemeindegebietsreform kommen die Dörfer Dittersbach, Altbernsdorf und Kemnitz zur Stadt Bernstadt.

1998 Auf dem Gelände der abgerissenen Baumwollspinnerei Lautex in Kunnersdorf entsteht die moderne Sporthalle „Pließnitztal“.

1999 Auf dem Gelände der Firma Ansorge in Kunnersdorf entstehen drei Wohnblocks des sozialen Wohnungsbauprogramms.

2001 Das Stadthaus ,Zittauer Str.3 , wird nach 2-jähriger Renovierung eröffnet

2001 Das neue Depot der OFW Bernstadt wird in Kunnersdorf eingeweiht

2005 Das neue Depot der OFW Altbwernsdorf wird eingeweiht

2005 Die Seniorenresidenz wird in Bernstadt eröffnet

2006 In Kemnitz wird die letzte Abwasserleitung des AZV „Unteres Pließnitztal-Gaule verlegt

2006 Der Bau des Rückhaltebeckens in Rennersdorf beginnt, ebenso der Rückbau einzelner Wehranlagen

2007 Straßenbauabschluß im Ortsteil Kunnersdorf, ein neues Löschfahrzeug wird für die OFW Kemnitz angeschafft, die Buschschenkstraße wird saniert