Bernstadt, in der Mitte des Städtedreiecks Löbau – Görlitz – Zittau gelegen, blickt auf eine fast 800-jährige Geschichte zurück. Am 22. September 1234 wurde die heutige Stadt erstmals in einer Urkunde des Bischofs von Meißen genannt.
Innerhalb des um 1200 von frühdeutschen Siedlern im Pließnitztal angelegten Waldhufendorfes Bernhardisdorf wurde um 1250 der obere Teil dieser Ansiedlung nach regelmäßigem Plan erbaut und zur Stadt erhoben. Noch heute ist, wie in anderen Oberlausitzer Städten auch, der Charakter frühdeutscher Gründung des 13. Jahrhunderts in der Stadtanlage sichtbar: der relativ große Markt, die davon rechtwinklig abgehenden Straßen und Gassen, die in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz gelegene Kirche mit ihrer Wehrmauer.
Zwei große Stadtbrände 1686 und 1828 vernichteten das mittelalterliche Marktbild mit dem Rathaus und den Laubengängen rings um den Markt.
Erste Grundherren der Stadt waren Friedrich von SchönburgGlauchau und die Brüder Bernhard und Otto von Kamenz. Sie besaßen aber nicht nur Bernstadt, sondern auch die im Pließnitz – und Gauletal gelegenen Dörfer Altbernsdorf, Schönau, Berzdorf, Dittersbach und Kiesdorf.
Diesen Besitz nannten sie ihr „Eigen“, deshalb ist dieses Gebiet, zu dem später Kunnersdorf und Neundorf hinzukamen, als „Eigenscher Kreis“ bekannt. Bereits im Laufe des 13.Jahrhunderts wurden Bernstadt und die umliegenden Dörfer des „Eigens“ an das 1248 gegründete Zisterzienserinnen-Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau veräußert.
Über 600 Jahre, bis 1852, war das Kloster nun Grund- und Gerichtsherr seiner „Bernstädter Pflege“. Seine Interessen und Rechte wurden durch einen Klostervogt vertreten, der in Kunnersdorf (heute Ortsteil von Bernstadt) seinen Amtssitz hatte. Am 01. Januar 1853 wurde die Gerichtsbarkeit dem Staat übertragen. Durch die Klosterherrschaft wurde die ökonomische Entwicklung Bernstadts wesentlich geprägt. Die Stadt gelangte frühzeitig zu Marktrechten und anderen Privilegien.
Das Innungswesen wurde gefördert und reges Handwerksleben entwickelte sich. Leinenweber, Töpfer, Bierbrauer, Pfefferküchler, aber besonders die Tuchmacher prägten das Wirtschaftsleben. 1352 erhielten die hier eingewanderten flämischen Tuchmacher durch die Äbtissin des Klosters ihre Innungsrechte. Die 1370 eingeweihte Schwarzfärberei war eine der ältesten in Sachsen.
Der Einzug mechanischer Spinn- und Webmaschinen im 19. Jahrhundert verdrängte das Tuchmacherhandwerk. Es entstanden Fabriken. Die Baumwoll- und Grobgarnverarbeitung prägte bis zur Wende 1989/90 das ökonomische Profil der Stadt.
Die traditionelle Textilindustrie, deren modernes Werk erst 1986 die Produktion von Gespinsten aufgenommen hatte, unterlag jedoch den Bedingungen der Marktwirtschaft.
Doch schon 1990 wurde durch die Produktion von Gesundheitsschuhen der Firma Birkenstock, jetzt S.P.P., in der ehemaligen Baumwollspinnerei, ein neuer Industriezweig in der Stadt ansässig.